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Grenzüberschreitende Heirats- und Familienmigration sind keine neuen Phänomene. Es gibt eine ganze Reihe historischer Beispiele für entsprechende Migrationsbewegungen, so etwa die gezielte Brautanwerbung, die den in britischen Kolonien stationierten Männern die Heirat mit Frauen aus der Heimat ermöglichen sollte, oder die „Kriegsbräute“ in der Phase nach dem Ende des 2. Weltkriegs, die den in den besiegten Ländern stationierten Soldaten nach Beendigung ihres Dienstes in die jeweiligen Heimatländer folgten. Was sich geändert hat, ist der allgemeine Hintergrund, vor dem sich diese Migrationsmuster vollziehen. Die geographische Mobilität hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur deutlich zugenommen, sie stellt sich auch bedeutend vielschichtiger dar als in der Vergangenheit. Internationale Migration ist nicht mehr primär eine Frage von Bewegungen zwischen spezifischen Staaten, sondern ein globales und komplexes Phänomen, das eine Vielzahl von Ursprungsregionen mit einer geringeren Zahl von Zielregionen auf ebenso komplexe Art und Weise miteinander verbindet.
Migrationsbewegungen haben sich im ausgehenden 20. Jahrhundert zunehmend diversifiziert, immer größere Zahlen von Menschen aus einer immer größeren Zahl von Herkunftsstaaten migrieren über immer größere Distanzen zu immer weiter von den Ursprungsländern entfernten Zielstaaten. Die unter dem Schlagwort „Globalisierung“ beschriebene Intensivierung der internationalen Integration hat auf der einen Seite den internationalen Waren- und Kapitalverkehr weitgehend liberalisiert, auf der anderen Seite aber auch zu globalen Wertvorstellungen und universalen Erwartungshaltungen gegenüber der eigenen Lebensgestaltung geführt. Diese scheinen sich oft nur auf dem Wege der Migration erfüllen zu lassen, die wiederum vor dem Hintergrund der heute zur Verfügung stehenden Kommunikations- und Transportmittel einen weniger endgültigen Bruch in der individuellen Biografie darstellt, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Die „Globalisierung des persönlichen Lebens“ erhöht dabei nicht nur die prinzipiellen Möglichkeiten, über Grenzen hinweg zu heiraten und eine Familie zu gründen, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Möglichkeiten auch tatsächlich genützt werden. Sie bedeutet aber auch, dass Migration nicht mehr gleichbedeutend mit einem
weitgehenden Abbrechen der Beziehungen mit der früheren Heimat gleichzusetzen ist. Diese lassen sich in wesentlich intensiverer Form erhalten als es früher der Fall war, ein Umstand, der seinen Niederschlag auch in den Möglichkeiten und Bedingungen von Partnerwahl, Heirat und Familiengründung findet.
#Integration
#non-discrimination
Martin Hofmann, Veronika Bilger, Sanda Uellen (2015): FAMINT: Familiengründungsmigration, Heiratsverhalten und Integration von Drittstaatsangehörigen in Österreich. Project report. Vienna: ICMPD.
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